Gedanken zum 24. Sonntag im Jahreskreis - 13.09.2020

GOTT SCHENKT ALLES |

Jesus erzählt heute von einem Menschen, der einem anderen ein paar hundert Euro geliehen hat. Nun wollte er sein Geld zurück. Sein Schuldner konnte ihn aber nicht auszahlen.  Da wurde dieser Mann wütend und ließ ihn ins Gefängnis werfen, um so zu seinem Geld zukommen.

Im Grunde verstehen wir alle dieses Verhalten sehr gut. Wenn ich etwas ausleihe, dann will ich es wieder zurückbekommen und wenn ich selber Schulden gemacht habe, dann muss ich darauf gefasst sein, dass ich diese zurück zahlen muss. So ist es nur gerecht.

Nun hat aber Jesu Geschichte eine Vorgeschichte und diese verändert alles mit einem Schlag. Der Mann, der seinem Kameraden ein paar hundert Euro geliehen hatte, dieser Mann war nämlich selber kurz zuvor noch ein Schuldner gewesen. Er hatte sich von seinem Herrn eine unvorstellbar hohe Summe geborgt. Als er sie nicht zurückzahlen konnte, da erließ dieser Herr ihm die ganze Schuld. Ein unermessliches Vermögen hatte er so geschenkt bekommen. Und nun geht er hin und lässt seinen Kollegen wegen eines Bagatellbetrages in den Kerker werfen.

Jesus hält uns mit dieser Geschichte wieder einmal den Spiegel vor Augen. Was menschlich oft so verständlich erscheint, die Hartherzigkeit und Erbarmungslosigkeit in dieser Welt, der Eigennutz und die Rücksichtslosigkeit gegen andere, das kann nicht mehr verstanden und entschuldigt werden im Blick auf Gott. Gott ist bereit, zu schenken und zu vergeben. Er erbarmt sich der Menschen. Wie kann da der Mensch so gedankenlos sein und den anderen gnadenlos zur Verantwortung ziehen.

Aber so ist in unserer Wirklichkeit. Wir werden verletzt und schlagen zurück; jemand schädigt uns, wir ziehen ihn zur Verantwortung; einer beleidigt uns, wir rächen uns dafür. Das Wort „Ich vergebe dir, ich schenke dir deine Schuld“, so ein Wort kommt vielen Menschen nur schwer über die Lippen. So ist diese Vorgeschichte  unsere eigene Geschichte.

Gott ist barmherzig zu uns und das Wissen darüber kann uns helfen, auch zueinander barmherzig zu sein und einander jene Vergebung nicht zu verweigern, die wir von Gott erhoffen dürfen.

„Hättest du dich nicht deines Mitknechtes erbarmen müssen, wie ich mich deiner erbarmt habe?“, so fragt der Herr seinen unbarmherzigen Knecht. Ich meine, unser aller Leben  wäre heller und freier, wenn wir uns diese Frage immer wieder selber stellen würden. Sie sorgt dafür, dass wir nicht hart sind zueinander nach der Art der Menschen, sondern offen, mit-leidend, erbarmend, so wie Gott es zu uns ist.

 

Einen gesegneten Sonntag

Diakon Walter Kraus

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