Gedanken zum 15. Sonntag im Jahreskreis - 12.07.2020

WER OHREN HAT, DER HÖRE!

 

"Wer Ohren hat, der höre", sagt Jesus am Ende der Kurzfassung des heutigen Evangeliums (Mt 13,1-9).

Was so einfach klingt, ist alles andere als selbstverständlich. Die Botschaft vom Reich Gottes zu hören, heißt noch nicht, sie auch hörend zu verstehen.

Das Gleichnis im Matthäusevangelium zeigt anschaulich am Schicksal des Samens, der vom Sämann aufs Feld gebracht wird, wie es dem Wort Gottes ergeht. Und doch kann es sich Gott  in seiner Großzügigkeit leisten 75 Prozent der Aussaat ohne Erfolg zu belassen. Zudem ist da der überwältigende Erfolg bei den verbleibenden 25 Prozent: bis zu hundertfacher Frucht. Ist das nicht die Ökonomie Gottes zu allen Zeiten? 

"Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört" Diesen Satz könnte man unter viele Hörerfahrungen stellen.   Allzu oft findet das Wort Gottes kein Gehör, löst nur ein Strohfeuer  der Begeisterung aus oder wird von den Sorgen des Alltags überlagert.   Von meinem Hören hängt es ab, ob das Wort ein Echo findet in meinem Ohr und einen Boden, in dem es Fuß fassen kann. Das eigentliche Hören findet im Herzen statt. Fruchtbar wird es, wenn es gehört, verstanden und getan wird.

Die Fähigkeit zum richtigen Hören ist nach biblischer Meinung eine Königstugend und durch nichts aufzuwiegen. Im Alten Testament (1 Kön 3,5-15) wird uns ein Traum Salomos erzählt. Gott erscheint dem jungen König und gewährt ihm eine Bitte. Salomo weiß um die Herausforderung seines Amtes und um die Verantwortung, die er trägt, und wünscht sich "ein hörendes Herz", um sein Volk regieren und das Gute vom Bösen unterscheiden zu können.

Nicht um Gelingen und Erfolg bittet er, sondern um die Fähigkeit, sich ein hörendes Herz und die Unterscheidungsgabe von gut und böse zu erwerben. So erwächst in Salomo die Weisheit, für die er später berühmt sein wird. Diese Weisheit gründet nicht im vielen Wissen, sondern im richtigen Hören.

 

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

Diakon Walter Kraus

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